Bedingt durch offizielle Inflationsraten von 5% in Europa und bis zu 7% in den USA steigt der Druck auf die (Geld-) Politiker, Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Wie können diese aussehen? Da kommt zuerst einmal die klassische Erhöhung der Leitzinsen in Frage, welche bereits avisiert worden ist. Die FED in den USA will dieses Jahr in vier bis fünf Schritten die Leitzinsen von null in Richtung 1,0 bis 1,25% anheben. Parallel soll die Geldschöpfung (aus dem Nichts) vorerst eingestellt werden. Die EZB stellt vorerst nur vage in Aussicht, sich die Entwicklung ganz genau ansehen zu wollen und dann ggf. zu reagieren.
Meine Meinung: die Notenbanken versuchen, insbesondere verbal zu agieren und die Märkte und Menschen zu beruhigen. Faktisch sind und bleiben sie ‚hinter der Kurve‘. Selbst wenn wir in absehbarer Zeit Leitzinsen z.B. in Höhe von 1,5% bekommen sollten, bleibt es bei einer historisch einmaligen negativen Realverzinsung. 7% Inflation abzüglich 1,5% Rendite bedeutet weiterhin ein Minus von 5,5% Verzinsung aufs Kapital. Oder anders ausgedrückt gehen 5,5% Kaufkraft pro Jahr verloren!
Die Notenbanken stecken im Dilemma: die Welt ist so hoch verschuldet wie noch nie. Signifikant steigende Zinsen würden die Bedienung dieser immensen Schuldenmengen unmöglich machen. Die Folge wären Staats- und Unternehmensbankrotte und ein Abwürgen der ohnehin fragilen wirtschaftlichen Entwicklung der Volkswirtschaften.
Meine Interpretation ist, dass uns das Thema Inflation mindestens die kommenden Jahre begleiten und beschäftigen wird. Die Notenbanken werden dem wenig entgegensetzen (können). Hinzu kommt die Frage nach dem Effekt von Zinserhöhungen. Denn wenn die Menschen Sparguthaben für Konsum einsetzen und diese Nachfrage auf ein knappes Angebot trifft (Stichwort Lieferengpässe), führt das zu höheren Preisen – losgelöst vom Leitzinsniveau!
Was bedeutet das für die weitere Entwicklung der Sachwertpreise? Ich kann mir vorstellen, dass es am Aktienmarkt zumindest im ersten Halbjahr eher ungemütlich und sehr volatil mit Tendenz gen Süden weitergehen wird. Liquiditätsverknappung und steigende Zinsen werden die Marktteilnehmer irritieren. Zum zweiten Halbjahr werden eben diese Marktteilnehmer erkennen, dass die Realverzinsung dauerhaft stark negativ bleiben wird und dass weiterhin kein Weg an Sachwerten vorbeiführt. Es könnte also auf Sicht interessante Einkaufsmöglichkeiten geben.
Den Immobilienmarkt wird all das voraussichtlich wenig irritieren. Hier sind die Entwicklungen weniger kurzfristiger Natur. Ähnlich wie vor zwei Jahren zum Aktienmarkt-Coronacrash wird sich auch in diesem Jahr bei den Immobilienpreisen nur wenig tun. Vermutlich werden diese im Schnitt auch im Jahr 2022 leicht zulegen.
Fazit: wer am Aktienmarkt engagiert ist, wird in den kommenden Wochen und Monaten wohl starke Nerven brauchen – oder aber einen guten aktiven Manager. Ich persönlich glaube nicht, dass die Preise der Sachwerte nachhaltig fallen. Spätestens in der nächsten wie auch immer gearteten Krise werden die Zinsen sofort wieder gen Null gesenkt werden und die Liquiditätsschleusen der Notenbanken erneut geöffnet. Das (weltweite) Geldsystem bleibt inflationär. Und gegen diesen Kaufkraftverlust helfen aller Voraussicht nach nur qualitativ gute Sachwertinvestments.
Euer
Matthias Jacob